„der eigenen Gestaltungsmöglichkeit des Wohnraums“. „Nachfrage wird es vor allem nach Servicewohnen geben, bei dem Pfl egeleistungen fl exibel hinzuge- bucht werden können“, sagt Wandzik: „Diese Wohnform ist für Investoren auch deshalb interessant, weil sie weniger personalintensiv ist.“ Zudem müssten solche Immobilien vor al- lem in den Metropolregionen entstehen, sagt Irebs-Leiter Just. Er warnt: „Wenn das in großer Zahl passieren soll, darf das Ziel nicht Barrierefreiheit sein, sondern Barrie- rearmut. Meist ist das völlig ausreichend.“ Dabei denkt er nicht nur an einzelne Gebäude. „Wir sollten ganze Quartiere schaff en, in denen Arztbesuche, Einkäufe oder der Gang ins Grüne auch für Men- schen mit Rollatoren möglich sind.“ Das verändere auch die Aufgabe von Inves- toren: „Der Schwerpunkt verlagert sich vom Finanzier und Projektentwickler zum Assetmanager.“ Bürofl ächen in Innenstadtlagen bleiben weiterhin begehrt Überalterung bedeutet auch, dass weni- ger Menschen berufstätig sind. Die Zahl der „Erwerbspersonen“, die dem Arbeits- markt zur Verfügung stehen, wird nach Prognosen des Statistischen Bundesamts von 35,3 Millionen im Jahr 2019 bis 2040 auf 30,7 Millionen sinken. Damit wird auch die Zahl der Bürobeschäftigen sin- ken, die seit dem Jahr 2000 kontinuierlich gestiegen war: allein von 2012 auf 2021 in den sieben größten deutschen Städten um bis zu 35 Prozent. Bei der künftigen Entwicklung werde es deutliche regionale Unterschiede geben, betont Sven Cars- tensen, Vorstandsmitglied des Beratungs- und Analyseunternehmens bulwiengesa und Immobilienweiser des ZIA. So wird die Zahl der Bürobeschäftigen nach Berechnungen von bulwiengesa deutschlandweit ab 2024 stagnieren und dann abnehmen. In den Großstädten aber soll sie weiter steigen: bis mindestens 2026 um durchschnittlich 1,2 Prozent – in eini- gen Städten wie Berlin sogar um mehr als 1,5 Prozent jährlich. „Die Tendenz, dass die Unternehmen in großen Zentren bleiben, ) 2 ( o t o h p k c o t S I ; ) 2 ( s e g a m I y t t e G ; S B E R I : s o t o F wird unserer Ansicht nach weiterhin be- stehen“, sagt Carstensen. Auch der Zuzug internationaler Arbeitskräfte konzentriere sich hauptsächlich auf die Großstädte, ergänzt BIB-Forscherin Sander. Aber wie stark wird der Faktor Home- offi ce nach dem Abebben der Corona- Pandemie diese Nachfrage beeinfl ussen? „Unternehmen werden weniger Fläche brauchen, aber auch andere Arten von Flächen“, meint IW-Experte Deschermeier: „Wenn Mitarbeiter mehr von zu Hause aus arbeiten, gibt es weniger Bedarf an Büros mit Schreibtischen, aber dafür an Flächen, an denen sich Mitarbeiter treff en und austauschen können. Das kann im Wettbewerb um Fachkräfte ein Pfund werden, mit dem Unternehmen wuchern können.“ Auch bulwiengesa-Experte Carstensen glaubt: „Durch Homeoffi ce werden neue Arbeitsplatzkonzepte entstehen.“ Einen Einbruch der Nachfrage nach Bürofl ächen gebe es in A-Lagen je- doch nicht: „Insbesondere zentrale Lagen sind bisher resilient.“ Carstensens Rat an Investoren: „Qualität geht vor Quantität. Nicht zu großfl ächig einkaufen und nicht nur auf Single Tenants setzen.“ Das veränderte Arbeitsverhalten könne zudem einen steigenden Bedarf an Wohnfl äche im ländlichen Raum auslö- sen, meint Deschermeier: „Pendler wer- den weitere Strecken in Kauf nehmen.“ Das biete wiederum Chancen für einen neuen Bürotyp, sagt die Immobilienweise Wandzik: „Coworking wird eine Alter- native zum Arbeiten von zu Hause aus werden, und das nicht nur für Kreative, sondern in der Fläche.“ Zu einem ähnlichen Schluss kommt eine Studie des niedersächsischen Regionalmi- nisteriums von 2022. Danach werde auch in ländlichen Regionen der Bedarf wach- sen. Carstensen hält dagegen: „Ich glaube nicht, dass Unternehmen in breiter Fläche diese Kosten und diesen Management- aufwand tragen wollen und können.“ So uneinheitlich die Prognosen ausfallen, so bestätigen sie doch alle die Einschätzung von Tobias Just: „Demografi e ist ein Faktor, den Investoren in Zukunft nicht unter- schätzen dürfen. • 34 Prozent beträgt der prognostizierte Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland im Jahr 2060. 12,9 Millionen Menschen in Deutschland, die heute arbeiten, werden sich 2036 im Ruhestand befi nden. 84 Prozent aller Pfl egebedürf- tigen in Deutschland leben in den eige- nen vier Wänden. 47,7 Quadrat- meter Wohnfl äche kamen im Jahr 2021 auf jeden Deutschen, 1991 waren es noch 34,9 Quadratmeter. raum und mehr 01/2023 51